Bitte warten Sie, während Star Trek neu gestartet wird

Endlich ist es soweit: ich hab den neuen Star-Trek-Film gesehen. Insgesamt vorweg: der Film hat Schwächen, aber letztlich ist er unterhaltsam, witzig, actionreich, aber nicht in allen Aspekten Star Trek, wie man es kennt. Mein Trekkie-Herz blutet ein Wenig wenn ich zugebe, dass er mir trotzdem (oder deswegen? oh der Schmerz!) gefallen hat, aber das hatte ich auch nicht anders erwartet.

Soviel zum spoilerfreien Teil, ab jetzt gibts kein Halten mehr, also bitte nur weiterlesen, wer den Film noch nicht gesehen hat.

Die Geschichte wäre verbesserungswürdig. Sie erfüllt ihren Zweck, nämlich unterhaltsam zu sein und weitere Filme zu ermöglichen. Alternative Zeitlinien, vor allem solche, in denen wichtige Planeten plötzlich fehlen, sind allerdings schwer zu verdauen. Aber sagen wir mal so: auch bei den besseren Star-Trek-Filmen bisher war die Geschichte nicht unbedingt das beste am Film.

Die Schauspieler passen. Ich muss den Film noch auf Englisch sehen, um zu sehen, ob auch die Stimmen gut zusammenspielen, aber ich gehe davon aus. Die Chemie stimmt, auch wenn sie in einigen Fällen etwas anders ist als im Original (ich sage nur Uhura und Spock). Dass sie Leonard Nimoy nochmal dazu bewegen konnten, Spock zu spielen, ist erstens eine Auszeichnung an den Film, und gleichzeitig natürlich eine Unterstützung. Niemand kann die Facetten des alten, nicht stur logischen Spock so gut darstellen.

Die Inneneinrichtung der Schiffe ist ein klarer Bruch mit allen anderen Filmen und Serien; so modern eingerichtet sind nichtmal die Schiffe aus dem 29. Jahrhundert, die in Enterprise gezeigt werden. Aber so ist das: von innen sahen die Schiffe immer so aus, wie man sich zu der Zeit eben ein Raumschiff in der Zukunft vorstellte. Kritik: Bei den Maschinenräumen hätten sie sich etwas mehr zurückhalten können, die haben für mich zuviel Lagerhallen-Ambiente; und das Sichtfenster auf der Brücke sieht zwar klasse aus, aber es ist schon schlimm genug, dass man die Brücke als perfektes Ziel oben auf die Untertassensektionen pappt, da muss man nicht auch noch ein Fenster reinbauen …

Das äußere Erscheinungsbild der Schiffe der Sternenflotte ist neu, aber ganz deutlich im Stil der Classic-Filme – gefällt mir.

Die Spezialeffekte sind, wie heutzutage nicht anders zu erwarten, klasse. Mir gefällt besonders der neue Auf-Warp-gehen-Effekt, der erinnert mich fast an die Sprünge aus dem neuen Battlestar Galactica. Auch der neue Beam-Effekt hat was. Außerdem ist es im Vakuum nicht mehr ganz so laut ;-). Nicht so gut gefallen hat mir, dass die Phaserstrahlen garkeine Strahlen mehr sind, was aber dadurch ausgeglichen wird, dass die Schiffe jetzt richtige kleine Phaser-Geschütze haben.

Wichtig fand ich durchaus die Verbindungen und Anspielungen auf die alten Filme. Spocks Hintergrundgeschichte passt auch ins bekannte Star-Trek-Universum und erklärt den Zwist zwischen Sarek und seinem Sohn. Sulu darf mal ein Schwert benutzen, ohne unter dem Einfluss bewusstseinsverändernder Drogen zu stehen. Spock zitiert Sherlock Holmes wie in Star Trek VI. Das sind die, die mir in Erinerrung geblieben sind.

Wobei, eins fehlt noch, und ich bin mir nicht sicher, ob das eine Anspielung sein soll: Scotty kommentiert die Formel fürs Beamen bei Warp, dass er nie daran gedacht hätte, dass es das Universum ist, das sich bewegt (oder so ähnlich). Da musste ich an Futurama denken, denn der Antrieb des Planet-Express-Raumschiffs funktioniert nach diesem Prinzip …

Sonstiges:

  • Eine Änderung, die mir garnicht gefiel, war das Aussehen der Romulaner, das keinerlei Ähnlichkeit mehr mit dem bisher bekannten hat; es wirkt, als wären die deutlich auf Hier guckt mal, das sind die Bösen! getrimmt worden.
  • Ebenfalls negativ fand ich die Werbung zu Beginn: das Auto, das Kirk geklaut hat, hatte ein eingebautes Nokia-Handy (inklusive neuer Version des bekannten, nervigen Nokia-Klingeltons – ich hoffe inständig, in 200 Jahren ist der verboten), und in der Bar wurden dann munter Markennamen runtergerasselt.
  • Wer bis zum Ende des Abspanns geblieben ist wird die Widmung gesehen haben: In memory of Gene Roddenberry and Majel Barrett Roddenberry. Das mag ich überbewerten, aber ich fand es an der Stelle richtig schön.

Fazit: Nicht jeder wird diesen Film mögen, ganz besonders unter den Fans, aber das war unvermeidbar. J.J. Abrams musste einen Film machen, der ein neues, breiteres Publikum anspricht, wenn es in Zukunft noch Star Trek geben soll. Ja, der Film ist actionreicher, ja, das ist anders als man es kannt, aber es ist am Ende doch Star Trek. Darauf kommt es mir an.

Passend zum Thema ein absolut (nicht) authentischer Videobericht von The Onion: Trekkies Bash New Star Trek Film As ‚Fun, Watchable‘

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