Archiv des Monats Juli 2008

Erde an Google, Erde an Google

Heute bin ich kein Freund von Google. Bitte bringt euren Benutzern schleunigst bei, nicht massenhaft Wikipedia-Artikel in Knol einzustellen.

Natürlich sind die Benutzer das eigentliche Problem, aber denen kann ich das (mit mindestens einer Ausnahme, als Wikipedianer sollte man das besser wissen) verzeihen – die sehen nur irgendwas von freier Enzyklopädie oder machen sich einfach gar keine Gedanken, weil im Internet ja alles vogelfrei ist.

Google allerdings verdient Geld damit (oder hat das zumindest vor), und da kann man schon erwarten, dass die sich irgendwas einfallen lassen, das zu verhindern. Dabei ist es meiner Meinung nach – auch wenn man sich an die Lizenz hält – überhaupt nicht möglich, fremde Inhalte unter der GFDL gemäß Knols Teilnahmebedingungen einzustellen (aus denselben Gründen, die ich gestern mit dem Beispiel CC-by-nc angeführt hatte).

Ich werde heute jedenfalls noch ein wenig Zeit investieren, Google über die entsprechenden Links inappropriate content zu melden und vielleicht auch einigen Massenhochladern böse Kommentare zu schreiben.

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AGB bei Google Knol

Die terms of service von Google Knol sind widersprüchlich, was den urheberrechtlichen Status der Artikel angeht. Einerseits erhebt Google keine Ansprüche auf die Inhalte:

5.1. No Google Ownership of User Content.
Google claims no ownership or control over any content submitted, posted or displayed by you on or through the Service. […]

Quelle: Knol Terms of Service

Andererseits räumt man Google ein einfaches Nutzungsrecht an den Inhalten ein:

8. License to Google.
By submitting, posting or displaying content as an Author, Co-Author, Collaborator, Commenter, Reviewer, or User on or through the Service, you grant to Google a non‑exclusive, perpetual, worldwide and royalty-free right and license to (i) use, copy, distribute, transmit, modify, create derivative works based on, publicly perform (including but not limited to by digital audio transmission), and publicly display the content through Google services; […]

Quelle: Knol Terms of Service

Das Google die Erlaubnis braucht, die Inhalte auf Knol zu veröffentlichen, ist klar und muss, da man auch ohne freie Lizenz Texte einstellen darf, wohl auch vereinbart werden; aber das geht darüber hinaus und würde etwa bei Veröffentlichungen unter einer nichtkommerziellen Lizenz (Google bietet CC-by-nc als eine der Lizenz-Auswahlmöglichkeit an) den nichtkommerziellen Aspekt aushebeln – zumindest für Google.

Problematisch ist aber vor allem, wenn man Inhalte Anderer einstellt: denn die Rechte daran kann man Google im Allgemeinen garnicht einräumen, das könnte nur der Urheber selbst. Um beim Beispiel zu bleiben: wenn jemand etwas unter eine nichtkommerziellen Lizenz wie CC-by-nc freigegeben hat und ich baue das in einen Knol-Artikel ein, darf auch Google das nicht kommerziell nutzen.

Ich bin zwar in Rechtsangelegenheiten nur ein interessierter Laie, aber ich stelle in Frage, ob das – in Deutschland – so überhaupt geht. Ich weiß, dass überraschende Klauseln in AGB (ob die nun AGB oder terms of service heißen) ungültig sind. Ich jedenfalls halte das für überraschend, vor allem, wenn eine andere Klausel etwas anderes sagt.

Und wenn diese Klausel doch gelten sollte: das Hauptproblem dürfte Google haben, denn die verbreiten möglicherweise Inhalte ohne Zustimmung der Urheber (auch wenn sie sich wohl ihrerseits an den Einsteller halten könnten).

Update 28. Juli 2008 @ 21:27
Der selbsternannte Lizenzexperte (seine eigenen Worte) Klaus Graf teilt meine Ansicht zu den Lizenzproblemen. So falsch kann ich also nicht liegen.

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Skywiki

In der Computerwoche Nr. 27 vom 4. Juli 2008 findet sich ab Seite 28 unter der Überschrift Fraport bringt sein Wiki zum Laufen ein schöner Artikel über Skywiki, das interne Firmenwiki der Fraport AG, die den Frankfurter Flughafen betreibt. Der Artikel steht glücklicherweise auch online.

Nachdem der erste Anlauf mit Twiki nach zwei Monaten abgebrochen wurde (die englische Oberfläche und CamelCase für Verlinkung kamen offenbar nicht so gut an) wurde mit MediaWiki noch einmal neu gestartet, mit einer reduzierten Oberfläche (Wir haben komplett aufgeräumt, alles nicht unbedingt Nötige entfernt.). Schulungen und Handbücher ergänzen das sichtbare Facelifting des Monobook-Skins. Hinter der ganzen Sache steht ein sechsköpfiges Wiki-Team.

Die Mühe scheint sich gelohnt zu haben. 1.200 Artikel von 375 angemeldete Benutzer, davon 100 Autoren (ich gehe davon aus, damit sind Leute gemeint, die neue Artikel eingestellt haben), halte ich bei 12.600 Beschäftigten, von denen die Hälfte nicht im gemütlichen Büro sitzt, durchaus für viel. Wahrscheinlich wird es, auf die Mitarbeiterzahl gerechnet, größere Firmenwikis mit höherer Beteiligung geben, aber in einer so heterogenen Umgebung und bei so einer großen Nutzergruppe wohl kaum.

Insgesamt sehe ich an vielen Stellen Parallelen zur Geschichte der Wikipedia, aber auch Punkte, von denen wir uns eine Scheibe abschneiden sollten. Abgesehen davon natürlich, dass der Artikel die beste Werbung für das Wiki-Prinzip in Unternehmen ist – und die geht an die richtigen, denn zur Zielgruppe der Computerwoche gehören nach meinem Verständnis auch die Entscheider.

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