Archiv zur Kategorie Wikipedia

Bin mal kurz … bei Wikipedia

Gert Anhalt, der viele Jahre im Fernen Osten für das ZDF gearbeitet hat (darunter mehrere Jahre als Leiter des Studios in Peking, später des Studios in Tokio), hat für seine Reihe Bin mal kurz …, die im ZDF-Infokanal ausgestrahlt wird, einen Beitrag über Wikipedia gedreht. Er ist in der Mediathek des ZDF oder bei YouTube zu finden.

Der Beitrag ist 15 Minuten lang und damit leider zu kurz, um in die Tiefe zu gehen. Auch wenn inhaltlich nicht viel bei rumgekommen ist, hat er mir aber doch gefallen. Ich bin da aber ein schlechter Maßstab (ich hab fast alle Personen schonmal getroffen, die im Beitrag vorkamen) und was jemand, der höchstens ein paarmal bei Wikipedia was nachgeguckt hat, davon mitnimmt, kann ich nicht einschätzen.

Fast vom Stuhl gefallen bin ich gegen Ende, als der Vorspann schon läuft und YourEyesOnly noch anmerkt: Wir hätten natürlich auch spaßeshalber den Artikel über Sie erstellen können. Gert Anhalt antwortet: Das gibt es nicht her. Na wenn er sich da mal nicht getäuscht hat, ich hab den Artikel gestern nämlich angelegt. Mittlerweile hat auch jemand meinen eher jämmerlichen Stub in einen richtigen kurzen Personenartikel umgewandelt. Man sieht und staunt, welche Lücken es auch heute noch gibt …

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Lizenz mit Hindernissen

Seit einigen Tagen läuft die geheime Abstimmung zur Wikipedia-Lizenzänderung. Eigentlich eine sehr sinnvolle Sache, denn die GFDL war nur ein Notnagel. Hätte es Creative Commons schon gegeben, als die Wikipedia entstand, wäre das sicher die Lizenz geworden.

Der Teufel steckt im Detail. Ich muss dazu selbst nicht viel schreiben, denn im Wesentlichen teile ich die Einschätzung aus dem Blog-Eintrag von Klaus Graf und von der Gegenargumente-Seite auf Meta: ich halte es ebenfalls für problematisch, dass über die Nutzungsbedingungen geregelt werden soll, dass als Urheberangabe (Attribution) ein Link auf den Wikipedia-Artikel ausreicht.

Dabei sehe ich besonders folgende Probleme:

  • In der Relizensierungsklausel der GFDL 1.3 steht nichts davon, dass der Wiki-Betreiber beliebige Bedingungen stellen darf, die laut CC-BY-SA erlaubt sind. Das widerspräche meiner Meinung nach auch der Forderung, dass der Geist der GFDL in neuen Versionen der Lizenz erhalten bleiben muss, denn wenn man eine URL als Attribution festlegen darf, warum nicht einfach nur Wikipedia, Wikimedia o. ä. (und damit die Versionsgeschichte, die laut GFDL nötig war, durch garkeine Erwähnung einzelner Autoren ersetzen)?

    Damit gälte die Lizenz ohne weitere Bedingungen, und die Liste aller Autoren wäre sozusagen die Standard-Attribution. Für bestehende Artikel – inklusive Änderungen, die Lizenz muss ja erhalten bleiben – gälte die Klausel für die Attribution per Link also nicht.

  • Für von außen eingebrachtes Material unter CC-BY-SA gilt die Klausel garantiert nicht. Das ließe sich immerhin erkennen, da ja Artikel mit solchem Material auch nicht unter GFDL 1.3 stehen und das eh schon kenntlich gemacht werden soll.

  • Selbst wenn die Klausel gültig wäre (und natürlich bezogen auf neue Artikel, für die sie auf jeden Fall gilt) gibt es durchaus Autoren, die gerne ihren Benutzernamen bei jeder Weiternutzung dabeistehen haben wollen. Ich persönlich zähle nicht dazu und wäre alleine deswegen auch nicht gegen die Relizensierung, aber andere werden das als Grund sehen.

  • Die Klausel nutzt Nachnutzern nur wenig, selbst wenn sie gültig ist. Wenn der Artikel, den ich kopiere und auf den ich verlinke, gelöscht wird, ist es mit der Attribution aus. Deshalb würde ich persönlich immer (auch) die Autoren angeben.

Es fällt mir schwer, denn die Relizensierung ist bitter nötig, aber unter diesen Bedingungen kann ich nicht guten Gewissens dafür stimmen.

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April, April

Was auch immer man davon halten mag: gestern war der 1. April, und natürlich gab es wieder Wikipedia-bezogene Aprilscherze. Hier eine Sammlung, grob nach meiner persönlichen Rangfolge geordnet:

Unglaubliches auf der Hauptseite der englischsprachigen Wikipedia

Wie immer besteht hier der Aprilscherz darin, dass alles stimmt (und zu einem gewissen Grad in denen, die das nicht begreifen).

Artikel des Tages war der Artikel zum Museum of Bad Art, das Bild des Tages zeigt die Zeichnung eines typischen Luftdrehhauses aus dem 20. Jahrhundert und am 1. April sind schon einige interessante Dinge passiert (das erste mit dem Engländer, der aus Mangel an Papst nicht geweiht werden konnte, ist mein Favorit, weil es so natürlich rüberkommt).

Hinweis zur Georeferenzierung

Nach Hinweisen zu Gesundheits- und Rechtsthemen muss auf die Gefahren falscher Geodaten hingewiesen werden:

[…] Um schwerwiegende Folgen, wie Desorientierung, verschollene Partner oder militärische Niederlagen zu verhindern, sollten zur Arbeit mit Koordinaten nur amtliche topografische Karten oder High-End-Navigationssoftware eingesetzt werden. […]

Mir gefällt die Verwendung von Zeichen 129 – Ufer.

Wikipedia führt feste Benutzerstruktur ein

Ziko van Dijk im Gespräch mit Naoki Kimura, der Leiterin der Wikipedia-Usability-Projekts. Am Anfang plausibel, spätestens mit Jimbo als Oberbefehlshaber sollte jedem klar sein, welcher Tag heute ist. Schönes Ende (Star Trek zieht bei mir immer).

Toolserver-Benutzerzugänge werden kostenpflichtig

Ab dem zweiten Absatz relativ offensichtlich, aber gut ausgearbeitet. Jemand antwortete auf die Ankündigung, sie hätte sein Gehirn etwa zwei Minuten komplett ausgelastet, weil er noch keinen Kaffee getrunken hatte …

Commons erlaubt unfreie Inhalte

Für jeden, der sich ein Bisschen mit Commons auskennt, zu offensichtlich.

Die Erde ist nicht relevant

Irgendwie langweilig. Einige halbwegs gute Anspielungen auf Methoden, die Erde zu zerstören, sind in der Diskussion dabei, darunter auf den Meteor aus Final Fantasy VII, aber ich vermisse den Todesstern.

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Wikipedia, Megatokyo und der ganze Rest

Wie bebildere ich den Wikipedia-Artikel über meinen Webcomic? Diese Frage stellte sich für Fred Gallagher, Autor und Zeichner des Webcomics Megatokyo (megatokyo.com).

Zeichnung im Megatokyo-Stil

Zeichnung im Megatokyo-Stil
Zeichnung: Fred Gallagher, freigegeben unter CC-BY-2.5
Quelle: Wikimedia Commons

Grund: In der englischsprachigen Wikipedia ist der dortige Artikel zu Megatokyo ein exzellenter Artikel und heute, am 13. März, Artikel des Tages. Nur ein Bild fehlte, denn die Kollegen berufen sich zwar im Artikel auf fair use, um einen Megatokyo-Strip zu zeigen, auf der Hauptseite sind aber nur Bilder unter freien Lizenzen erlaubt. Also fragte jemand nach, ob Fred nicht eine Zeichnung zur Verfügung stellen könnte.

Das hat er auch getan und mittlerweile einen – in meinen Augen – lesenswerten Beitrag geschrieben, wie das denn so ist, wenn dein Webcomic in der Wikipedia Artikel des Tages wird. Das ist auch eigentlich der Grund dieses Blogeintrags, denn Wikipedia kommt dabei ganz gut weg, insbesondere die Autoren, die den Artikel exzellent gemacht haben, werden gelobt.

Interessant finde ich seine Gedanken zur rechtlichen Seite. Er schreibt dazu – etwas holprig übersetzt, wer will lese das Original:

[…] Das ist nicht einfach, wenn es um Charaktere aus urheber- und markenrechtlich geschütztem Material geht. Nachdem ich darüber nachgedacht hatte dachte ich mir, dass eine einfache Szene einer Menschenmenge, mit allen möglichen Leuten, die man in Megatokyo sehen könnte, aber nicht unbedingt mit Charakteren aus Megatokyo, funktionieren könnte, […]

Genau das hat er gemacht: Keiner der Charaktere aus Megatokyo ist auf der Zeichnung zu sehen, die trotzdem einen Eindruck vermittelt. Und ich verstehe voll und ganz, warum: Wieviel gibt ein Comiczeichner eigentlich an Rechten auf, wenn er ein Bild mit einer seiner Figuren unter eine freie Lizenz stellt? Meiner Meinung nach viel zu viele, als dass er das machen sollte, besonders wenn er und seine Familie davon leben.

Von daher freue ich mich einfach, dass hier zwei Dinge, die ich mag, so gut es ging zusammengekommen sind.

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Ein Wilhelm für den Wirtschaftsminister

Argh! Für heute wahrscheinlich etwas zu spät, aber morgen sicher in allen Medien: Die Wikipedia hat dem heute ernannten Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, der sich selbst meist kurz Karl-Theodor zu Guttenberg nennt, mit vollem Namen aber Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg heißt, mal eben einen neuen siebten Vornamen verpasst.

Ein anonymer NetCologne-Kunde fügte am Montagabend (8. Februar) um 21:40 vor Franz noch einen Wilhelm in den Artikel ein. Aufgedeckt hat das der anonyme Übeltäter selbst: über einen Gastartikel im BILDblog.

Dort ist auch aufgeführt, wie durch mehr als eine journalistische Meisterleistung – am besten gefällt mir die von Spiegel Online, wo der falsche Name in einem angeblichen Zitat zu Guttenbergs verwendet wurde – die Falschinformation durch alle Medien ging. Es kam, wie es kommen musste: die falschen Berichte dienten dann im Artikel wiederum als Quelle für den Namen …

Ich sage voraus: Trollparty in den Heise-Foren, unzählige Blog-Artikel von den üblichen Verdächtigen, einen Aufschrei in den Medien, dass man sich nicht auf Wikipedia verlassen kann, aufklärende Zitate von den üblichen Verdächtigen (nicht identisch mit den erstgenannten) und humoristische Aufarbeitung. Bin ich ein schlechter Mensch, wenn ich mich insgeheim darauf freue?

PS: Google liefert mir, wenn ich den Namen in Anführungszeichen setze und mich bis zum Ende der Ergebnisliste durchklicke, für den falschen Namen derzeit fast fünfmal so viele Ergebnisse (147) wie für den richtigen (30).

PPS: Wie konnte ich nur den Wikipedia-zitiert-aus-Presse-schreibt-ab-von-Wikipedia-Cartoon aus dem Titanic-Magazin vergessen? (Danke Arne!)

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Flagged Revisions in der en.WP

Es sieht aus, als bekäme die englischsprachige Wikipedia einen Testlauf der Flagged-Revisions-Erweiterung (eher als Gesichtete Versionen bekannt). Jimbo hatte das in einem Radiointerview angedeutet und mittlerweile deutlich bestätigt.

Ich muss zugeben, dass ich mich mit dem geplanten Testlauf nicht sonderlich ausführlich beschäftigt habe; aber soweit ich das aus den meisten Diskussionen verstehe soll das ganze auf Biographieartikel über lebende Personen (biographies of living persons oder BLPs) beschränkt bleiben und für jeden Artikel einzeln aktiviert werden.

Die Unterstützung für den Testlauf ist relativ knapp: in einer Abstimmung liegt die Zustimmung im Augenblick knapp unter 60 Prozent. In der deutschsprachigen Wikipedia ist das Meinungsbild für die dauerhafte Einführung immerhin mit der üblichen Zweidrittel-Mehrheit durchgekommen; bei unseren englischsprachigen Kollegen sind in vielen Fällen aber eher 75 Prozent oder noch mehr nötig, bevor von einem Konsens gesprochen wird. Und hier geht es nur um einen befristeten Test.

Gegen die fehlende Zustimmung gibt es ein Mittel: Jimbos Sonderstatus als wohlwollender Diktator (benevolent dictator) gegenüber der Community. Diese Entscheidung von oben hat gute und schlechte Seiten. Gut ist, dass sich was bewegt, denn ich hab oft das Gefühl, dass die englischsprachige Community ziemlich starr und störrisch sein kann (was ich eigentlich eher mit Deutschen verbinden würde). Schlecht ist, dass es von oben kommt. Jimbos Sonderrolle und wie weit sie wirklich geht ist umstritten – meiner Meinung nach zurecht –, und es wird in der Sache nicht helfen, wenn sich der Gegenwind gegen Jimbo mit dem Gegenwind gegen die Flagged Revisions vereinigt.

Gut, dass mich das, wie man so schön sagt, nur peripher tangiert, denn ich bin zwar Sichtungsbefürworter, kann mich in diesem Fall aber nicht entscheiden, ob ich mich freuen soll oder nicht.

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Einsichten (1)

Was ist der Unterschied zwischen dem Usenet und der Wikipedia? Das Usenet ist zum Diskutieren da; die Wikipedia auch, aber da gibt’s auch noch eine Enzyklopädie.

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Virgin Killer

Virgin Killer ist der Titel eines Albums, das die Scorpions 1976 veröffentlicht haben. Das Cover erregte damals großes Aufsehen: es zeigte ein nacktes, 10- bis 12-jähriges Mädchen (das ist jedenfalls die Spanne, die ich an verschiedenen Stellen gelesen habe). Nur ihr Schambereich ist verdeckt – durch einen Sprung-in-der-Scheibe-Effekt.

32 Jahre später sorgt ein Bild dieses Covers dafür, dass viele britische Internetanbieter alle Zugriffe auf Wikipedia und ander Wikimedia-Seiten über transparente Proxys umleiten, um den Zugriff auf den englischen Wikipedia-Artikel zum Album und auf die Bildbeschreibungsseite zu verhindern. Offenbar sind diese Seiten als dem Index der Internet Watch Foundation (IWF) gelandet, einer britischen Organisation, die hauptsächlich gegen Kinderpornographie vorgeht und der viele Internetanbieter angehören. Genau sagen lässt sich das nicht, denn die IWF sagt weder den Betreibern der gesperrten Seiten etwas von der Sperrung, noch gibt sie die Liste der gesperrten Seiten heraus, und bisher hat sie weder bestätigt noch dementiert, ob sie dafür verantworlich ist.

Das mag bei echten Kinderporno-Webseiten sicher auch angemessen sein, aber es sieht so aus, als hätte die IWF überreagiert. Denn rein rechtlich gesehen scheint das Cover in Ordnung zu sein; es wurde zwar nach der Veröffentlichung zumindest in den USA geändert, das lag aber an heftigem öffentlichen Protest, nicht daran, dass das Bild illegal gewesen wäre. Auch nach britischem Recht gibt es ganz offensichtlich kein Problem, und ein neugieriger Wikipedianer hat in einem Musikgeschäft zumindest auf der Rückseite eines anderen Albums der Scorpions auch das umstrittene Bild gefunden.

Was heißt das für die Wikipedia? In der englischen ist dadurch mal wieder die Diskussion aufgekommen, ob man das Bild nicht aus dem Artikel entfernen sollte. Das Ergebnis ist bisher dasselbe wie jedesmal vorher: das Bild an sich ist legal und darf in der englischen Wikipedia auch ohne freie Lizenz als fair use gezeigt werden, gerade weil im Artikel ausführlich auf die Kontroverse eingegangen wird.

Neben der Tatsache, dass mindestens ein Artikel und ein Bild für britische Nutzer gesperrt sind, ergibt sich durch die Proxys, dass praktisch alle britischen Internetnutzer über eine handvoll IP-Adressen zugreifen. Damit werden mit jedem gesperrten IP-Vandalen möglicherweise Millionen von anderen Benutzern ebenfalls gesperrt.

Wie das ausgehen wird, weiß noch niemand, aber eins ist klar: für die kommende Woche ist den Medien ihr großes Wikipedia-Thema sicher. Schade, denn die Themen der ausklingenden Woche – die zweckgebundene Spende für die Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit und die Bilder des Bundesarchivs – waren mir jedenfalls deutlich lieber.

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Wikipedia-Workshop Köln: Leute, einstweilige Verfügungen, Catgraph und Spoiler

Kaum hat er begonnen, ist der dritte Wikipedia-Workshop in Köln zu Ende gegangen. Wie immer gefiel mir am besten das, was sich zwischen den eigentlichen Programmpunkten abgespielt hat. Anders als bei Wikipedia-Stammtischen sitzen viele am Rechner und tun im Prinzip das, was sie auch sonst so machen würden (natürlich mit deutlich verkürzten Kommunikationszeiten zu den Anwesenden). Man lernt nette Leute kennen und trifft andere wieder.

Die einstweilige Verfügung (siehe z. B. Wikimedia Blog) gegen den Verein fiel genau auf der Workshop, was für interessante Diskussionen sorgte. Außerdem wurden regelmäßig neue Meldungen über den Spendenstand bei Wikimedia Deutschland in den Raum geworfen, der – wie man an den Kommentaren sieht – nur wegen Herrn Heilmann am Samstag eine Rekordhöhe von knapp 16.000 Euro erreichte und heute wohl ähnliche Werte erreichen wird.

Ich selbst hab auf Anregung von Mathias Schindler mein Catgraph-Tool während des Workshops um eine kleine aber feine (und noch nicht dokumentierte) Option erweitert: statt bei einer Kategorie anzufangen, kann man einen Artikel aus Ausgangspunkt wählen. Dann werden alle Kategorien, in denen der Artikel ist, in einem einzigigen Kategorienbaum dargestellt. Das Eingabeformular kennt die neue Option schon (Option Artikelkategorien bei Zeige Kategorien wählen). Vorsicht: Das wird schnell unübersichtlich.

PS: Mit Mathias Schindler sollte man besser nicht über Fernsehserien diskutieren, von denen man nicht alle Episoden gesehen hat. In der Hinsicht ist er wie die Wikipedia: Spoilerwarnungen gibt es nicht …

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„2008/9 Wikipedia Selection for schools“ nicht GFDL-konform

Eigentlich wollte ich einfach mal wieder eine kleine Nachricht aus der großen weiten Wikimedia-Welt weiterreichen, über die offenbar noch niemand auf Deutsch berichtet hat: am 22. Oktober ist die 2008/9 Wikipedia Selection for schools (Wikipedia-Auswahl für Schulen 2008/09) veröffentlicht worden, eine Sammlung, die hauptsächlich aus 5.500 Artikeln der englischen Wikipedia besteht und auf eine DVD passt; sie ist auch unter schools-wikipedia.org online zu finden, das DVD-Image ein Archiv der Dateien ist über Bittorrent verfügbar. Das Projekt ist eine Kooperation der Wikimedia Foundation und des britischen Ablegers der SOS-Kinderdörfer. (siehe Update unten)

Das Ganze ist leider nicht ganz GFDL-konform, denn der einzige Hinweis auf die Autoren ist folgender Text, der am Ende jedes Artikels steht:

see www.wikipedia.org for details of authors and sources

Übersetzt:

siehe www.wikipedia.org für Details über Autoren und Quellen

Das ist erstens falsch (die Informationen wird man auf en.wikipedia.org finden) und zweitens ganz sicher keine ausreichende Angabe der Autoren, egal wie man die GFDL lesen will.

Wie kann sowas bei einem Projekt, an dem die Foundation beteiligt ist, passieren? Hat sich das keiner am Ende nochmal angesehen? Ich bin sicher nicht als Foundation-Kritiker bekannt (irgendwelche Wikipedia-Gegner haben mich in dem Zusammenhang mal als Vereins-Hurra-Schreier oder sowas ähnliches tituliert), aber das, sagen wir mal, begeistert mich nicht so wirklich. Wenn die Foundation es schon nicht schafft, dass bei so einem Projekt wenigstens eine liberale Auslegung der GFDL eingehalten wird – wobei es hier ja wirklich sehr einfach gewesen wäre, die komplette Versionsgeschichte mitzuliefern, was selbst einer strikten Auslegung genüge getan hätte – wer dann?

Update 25. Oktober 2008 @ 09:39

Mittlerweile hat Erik Möller auf der Foundation-Mailingliste klargestellt, dass die Foundation praktisch nichts mit dem Projekt zu tun hatte – offenbar kam sie erst ins Spiel, als es darum ging, die Verwendung des Namens Wikipedia und des Logos zu erlauben. Das Projekt wurde von Andrew Cates organisiert.

Der hat, und ab hier muss ich aufpassen, keine justiziablen Aussagen zu machen, meiner Meinung nach keine Ahnung von der GFDL. So schreibt er als Kommentar im Wikimedia blog:

The trouble is that the GFDL was not written to cover electronic publishing, and does not say what crediting exactly is required.

Das Problem ist, dass die GFDL nicht geschrieben wurde, um elektronische Veröffentlichung abzudecken, und nicht sagt, welche Zuschreibung genau gefordert ist.

Bitte was? Ich gehe davon aus, dass so gut wie jedes GFDL-Dokument elektronisch publiziert wurde, denn sie wurde als Lizenz für Softwaredokumentation entworfen. Es muss sogar auf irgendeine Art und Weise elektronisch zur Verfügung stehen, jedenfalls bei (hier vorliegenden) mehr als 100 Kopien (GFDL Punkt 3 Absatz 2).

Fest steht jedenfalls, dass man hier mehreren Leuten die Hammelbeine langziehen sollte: der Foundation, weil sie dem Projekt offenbar ungeprüft das OK zur Benutzung ihrer Marken gegeben hat, und Andrew Cates, weil der – wenn er nicht weiß, wie er die Autorennennung handhaben soll – einfach jemanden hätte Fragen sollen, der es weiß.

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